Print

Es folgt die deutsche Übersetzung des GMWatch Monatsrückblicks Nr. 356 aus dem Monat Juli. Dieser Monatsrückblick hat die Abonnementen leider aufgrund technischer Probleme nicht erreicht. Da viele der Nachrichten darin immer noch relevant sind, ist der Rückblick vielleicht noch von Interesse für einige Leser. Wir bitten um Verzeihung für die Verspätung.

Dieser Monatsrückblick ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Das englische Original befindet sich hier. (Details zu unserem ehrenamtlichen Übersetzerteam finden sich hier.

Argentinische Stadt sagt Pestiziden den Kampf an
Der Gemeinderat der argentinischen Stadt Monte Maiz hat einstimmig eine Verordnung verabschiedet, die den Einsatz von Pestiziden begrenzt und die Lagerung von Agrochemikalien in der Stadt verbietet. Monte Maiz befindet sich in einer Region, in der herbizidtolerante GV-Soja- und Maissorten unter massivem Einsatz von Roundup und anderen Herbiziden angebaut werden.

Argentinien: Bundesrichter lässt Umweltklage gegen GVO zu
Ein Bundesrichter in Argentinien hat erstmals eine groß angelegte Sammelklage zugelassen, bei der die Kläger ein Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen sowie des Einsatzes der damit einhergehenden Pestizide fordern.

USA: Repräsentantenhaus verabschiedet Gesetz gegen GVO-Kennzeichnungspflicht
Das US-Repräsentantenhaus hat das Gesetz HR 1599 verabschiedet. Dieser sogenannte DARK Act („Deny Americans the Right to Know Act“) verbietet die Einführung einer Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel und macht somit auch ein entsprechendes im Bundesstaat Vermont verabschiedetes Gesetz hinfällig, das eigentlich nächstes Jahr in Kraft treten sollte.

Studie: Gentechnikfreie Sojasorten sind nachhaltiger
Eine neue Studie zeigt, dass die brasilianische Lieferkette für gentechnikfreies Sojamehl nachhaltiger ist als die Lieferkette für GVO-Sojamehl. Ein geringerer Pestizideinsatz und höhere Preisaufschläge bedeuten, dass gentechnikfreies Soja besser für Farmer und Umwelt ist.

Sicherheit von GVO wissenschaftlich nicht erwiesen
In einem kürzlich von der norwegischen Umweltbehörde in Auftrag gegebenen Bericht wird darauf hingewiesen, dass es angesichts unserer „unvollständigen“ wissenschaftlichen Kenntnisse „voreilig“ sei, GVO als sicher zu erklären.

Neue Séralini-Studie zeigt Verunreinigung von Laborrattenfutter
Eine in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie hat herausgefunden, dass die in Studien verwendeten Futtermittel für Nagetiere hochgradig mit Pestiziden, toxischen Metallen, PCBs und GVO verunreinigt sind.

Experte der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Glyphosat schädigt DNA
Glyphosat ist „definitiv genotoxisch“, so Professor Chris Portier, einer der Autoren des von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Berichts, der zu der Einstufung von Glyphosat als mögliches Karzinogen führte.

Weiteres auf GMO angewandtes Herbizid mit Krebs in Verbindung gebracht
Nur wenige Monate nachdem eine von der Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation einberufene Gruppe von Wissenschaftlern beschied, Glyphosat sei “wahrscheinlich” krebserregend, entschied eine von der gleichen Organisation eingesetzte Gruppe, dass 2,4-D ”möglicherweise krebserregend” ist. 2,4-D ist für die Gentech-Industrie das Herbizid der Wahl, um glyphosatresistente Unkräuter zu bekämpfen und neue Gentech-Pflanzen wurden so verändert, dass sie neben Glyphosat auch 2,4-D tolerieren. Somit werden Menschen, die Gentech-Produkte essen, ein wahrscheinliches und ein mögliches Karzinogen zu sich nehmen!

Monsanto beauftragt Industrieberatungsfirma um Urteil der WHO zu Glyphosat zu überprüfen
Monsanto hat eine Industrieberatungsfirma beauftragt, den Bericht der Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu überprüfen, in dem es heißt, Glyphosat sei wahrscheinlich krebserregend. Die Firma hat bereits in der Vergangenheit Glyphosat unter Verwendung dubioser Argumente verteidigt.

In Kolumbien tobt Kampf um Glyphosat-Verbot
Es wird erwartet, dass das Spritzen von Glyphosat mit Flugzeugen auf illegale Kokafelder in Kolumbien verboten wird, aber die Sache ist nicht so einfach wie berichtet und die Regierung sucht bereits nach „anderen Produkten“, um Glyphosat zu ersetzen.

Deutschland: Glyphosat in Muttermilch gefunden
(Artikel auf Deutsch z.B.: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/unkrautvernichtungsmittel-glyphosat-in-muttermilch-nachgewiesen-1.2539478, Anm. d. Übers.)
Glyphosat ist in der Muttermilch deutscher Frauen gefunden worden, und zwar  mit Werten, die über den erlaubten Werten für Trinkwasser in der EU liegen.

Bürgerbeauftragter: EFSA sollte anerkennen, dass Universitäten kommerzielle Betriebe sind
Der Europäische Bürgerbeauftragte hat verfügt, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) nicht länger voraussetzen darf, dass  Universitäten unabhängig sind, wenn sie Mitglieder für ihre Sachverständigengremien auswählen. Der Bürgerbeauftragte erkennt an, dass Universitäten engere Verbindungen mit der Industrie entwickeln und zu kommerziellen Betrieben werden.

Gentech-Anti-Blattlaus-Weizenversuch ein 1-Millionen-Pfund-Fehlschlag
Das britische Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research hat 1 Million Pfund (ca. 1,4 Millionen Euro) an Steuergeldern bei einem gescheiterten Gentech-Weizen-Versuch verschwendet. Die Forscher beschreiben die Versuchsergebnisse als “enttäuschend”. Indes wurde bereits Mitte der 1990er Jahre gezeigt, dass eine agrarökologische, gentechnikfreie Methode, Blattläuse bei Weizen zu bekämpfen, funktioniert.

EU Kommission stoppt unkontrollierte Freisetzung von Cibus Gentech-Rapssaat
Gute Nachrichten aus Brüssel: Die Gentech-Rapssaat der Firma Cibus wird der Europäischen Regulierung und Kennzeichnung nicht entgehen.

Semantisch manipuliertes Saatgut 
Gentechnik-Firmen experimentieren mit neuen Genmanipulations-Techniken die sich „Neue Pflanzenzucht-Techniken” nennen – aber ihre Behauptungen zu Präzision und Vorausschaubarkeit sind falsch.
 
Irreführung der europäischen Öffentlichkeit über Cisgenetik
Einer Umfrage des Eurobarometers zufolge hat die europäische Öffentlichkeit eine positivere Einstellung zur „Cisgenetik”, bei der die betreffenden Gene von einer Pflanze derselben Art oder einer nahe verwandten Art stammen, als zur „Transgenetik” bei der die Gene anderer Arten verwendet werden. Das liegt allerdings daran, dass die Eurobarometerumfrage nicht die volle Wahrheit über die „Cisgenetik” preisgab.

Lamm mit Quallen-Gen „möglicherweise absichtlich ins Schlachthaus geschickt“
Ein genverändertes Lamm mit einem Protein von Quallen ist möglicherweise nach einem Streit zwischen Wissenschaftlern aus einem Pariser Labor in ein Schlachthaus gelangt und endet auf dem Teller von Verbrauchern.

Gentech-Verbot in Maui/Hawaii gekippt
Aktivisten, die feierten als im November ein Moratorium zum Anbau von Gentech-Pflanzen in Maui beschlossen wurde, sind entschlossen weiter zu kämpfen, nachdem ein Richter das Verbot aufgehoben hat. Der Beschluss bedeutet, dass Bezirksrecht nicht über dem Recht der US-Bundesstaaten oder des Landes steht, die Gentech-Pflanzen erlauben.

USA: Neil Young unterstützt das Gesetz zur GV-Kennzeichnung in Vermont
Rocker Neil Young hat $100.000 an einen Fond gespendet, der dazu dient das Gesetz zur GV-Kennzeichnung in Vermont gegen rechtliche Anfechtungen zu verteidigen.

USA: Gentechnikfreies Restaurant als vertrauenswürdiger eingeschätzt als McDonalds
Die Restaurantkette Chipotle wird von US-Amerikanern als vertrauenswürdiger eingeschätzt als McDonalds, sagt eine neue Studie. Chipotles Programm für seine soziale Verantwortung als Unternehmen beinhaltet, lokalen Anbauern zu helfen und Gentechnik aus seinen Nahrungsmitteln zu entfernen.

„Jurassic World“ und die Dinosaurier bei der USDA
Der neue Film „Jurassic World“ bietet mehr als nur ein paar Lehren, die auch relevant zu Gentechnologie und dem Zustand unserer Welt sind, genauso wie Regeln zur Risikobewertung aus dem Dinosaurier-Zeitalter, die von der USDA (US-Landwirtschafstministerium) angewendet werden, schreibt Rachel Smolker in Truthout.

Gentech-Baumwollsaatgut verpestet Pakistans Exportpflanzen
Bt-Baumwolle, die heimlich 2005 in Pakistan eingeführt wurde, stellt sich als Desaster statt Erfolg für das strategische Exportgut des Landes heraus, da neue Krankheiten auftreten und die Produktion fällt.

Bt-Baumwolle verantwortlich für Suizide in den von Regen abhängigen Teilen Indiens, sagt eine Studie
Die Suizidrate von Bauern steigt mit der Zunahme von Bt-Baumwolle in Regionen mit ausschließlich von Regenfall abhängiger Landwirtschaft, wie eine neue Studie zeigt. Die Studie hat die Zeitung The Hindu veranlasst, zu schlussfolgern, dass Bt-Baumwollanbau „eine risikoreiche Sache für indische Bauern ist, die nur Regenwasser zur landwirtschaftlichen Bewässerung haben”.

Indien: Maharashtra hat eine Rekordanzahl von Bauern-Selbstmorden
Mit 2.568 Bauern, die sich 2014 das Leben nahmen, verzeichnete der Bt-Baumwollanbauende Bundesstaat Maharashtra die höchste Anzahl im gesamten Land, auch wenn Aktivisten darauf hinweisen, dass die reale Zahl bei 4.004 liegt.

GVO sind ein weiteres „zu groß, um zu versagen“-System
Genau wie das Finanzsystem vor der Krise 2007/2008, ist auch das System der GVO-Landwirtschaft fragil und instabil, sagen der Investmentexperte Mark Spitznagel und der Risikoexperte Nassim Nicholas Taleb.

LOBBYWATCH

Fehler, Betrug, Lügen und William Saletan
Die GVO-Lobby unterstützt die Anklage des Journalisten William Saletan gegenüber GVO-Kritikern. Im ersten Teil einer dreiteiligen Serie betrachtet Claire Robinson von GMWatch seine Argumente zum goldenen Reis.

Wir brauchen goldenen Reis nicht
Die Wissenschaft habe das letzte Wort noch nicht gesprochen, in der Frage, ob goldener Reis wirklich so segensreich ist wie behauptet, schreibt Robert Greer in einer Antwort auf William Saletans Attacke auf GVO-Kritiker.

US: Pro-GVO-Gruppierung erschleicht Unterstützung für Gesetzesvorlage, die die Kennzeichnungspflicht für genveränderte Pflanzen abschaffen soll
Die “Koalition für sichere, bezahlbare Lebensmittel” (Coalition for Safe Affordable Food), eine Gruppierung, die der Biotechindustrie nahe steht, täuschten einer Frau vor, sie unterstütze eine Kampagne zur GVO-Kennzeichnungspflicht, während sie in Wirklichkeit ein Gesetz gegen die Kennzeichnungspflicht unterstützt hätte.

Umfrage: Was GVOs angeht, trauen wir den BBC-“Experten” nicht
Laut einer neuen Umfrage traut die Öffentlichkeit der BBC nicht zu, ausgeglichen und unvoreingenommen über GVO-Themen zu berichten. Die Umfrage folgte auf einen Beitrag von BBC Panorama, der von vielen als bessere GVO-Werbung wahrgenommen worden war.

Der Angriff der Königlichen Gesellschaft auf die Gentech-Lebensmittelforschung muss beendet werden
Die Königliche Gesellschaft des Vereinigten Königreiches (Royal Society; naturwissenschaftliche Vereinigung) verlangt, man solle sie beim Wort nehmen; genveränderte Pflanzen seien sicher und gesund. Gleichzeitig weigert sie sich, ihre Fehler zuzugeben, sich bei denen zu entschuldigen, deren Ruf geschädigt wurde, oder sich an der wissenschaftlichen Debatte zum Thema zu beteiligen, schreibt Anwalt Steven Druker.

Neuer Bericht: „Spinning food“
Ein neuer Bericht, „Spinning food“, beschäftigt sich damit, wie große Lebensmittelkonzerne und Agrochemieunternehmen die Öffentlichkeit - und Reporter - absichtlich in die Irre führen, was Fakten zur industriellen Landwirtschaft und organischer sowie nachhaltiger Lebensmittelproduktion angeht.