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Indien: Massiver Widerstand gegen Gentech-Senf
Mehr als 100 Organisationen, darunter Bauernverbände, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche Gruppen und politische Parteien, drängen die Regierung, Gentech-Senf nicht kommerziell zuzulassen. Sie betonen, dass das Problem der Bauern nicht die ungenügende Produktion ist, sondern die niedrigen Marktpreise. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben die Vertreter der Bauernverbände einen Brief an den Umweltminister geschrieben, in dem sie darauf hinwiesen, dass Gentech-Senf „keinen Nutzen für Bauern“ hat.

Experten verurteilen falsche Behauptungen über Gentech-Senf
In einem Interview deckt Aruna Rodrigues, Hauptklägerin vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Kommerzialisierung von Gentech-Senf, die zwei Lügen auf, mit denen die Sorte in Indien beworben wird: dass sie die Erträge steigere und die Importausgaben für Ölsaat verringere. Wie der Verbraucheranwalt Prashant Bhushan erklärt, gibt selbst die Regierung zu, dass es keine Beweise für eine Ertragssteigerung durch Gentech-Senf gibt. Ein leitender Berater von NITI Aayog, der wichtigsten staatlichen Denkfabrik in Indien, ist der Auffassung, dass es berechtigte Sorgen über Gentech-Senf gibt, die berücksichtigt werden müssen. Und der ehemalige Kabinettssekretär der indischen Zentralregierung, T.S.R. Subramanian, wies auf die „gewichtigen“ sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Argumente hin, die gegen den Anbau von Gentech-Senf sprechen. Die Aufsichtsbehörde GEAC habe die Verantwortung, diese Argumente genau zu prüfen, bevor sie über eine Zulassung entscheide.

Indien: Fünf Bundesstaaten gegen Gentech-Senf
Fünf indische Bundesstaaten – Bihar, Kerala, Westbengalen, Tamil Nadu und Delhi – haben entschieden, den Anbau von Gentech-Senf zu verbieten, weil sie dessen Nützlichkeit und Sicherheit infrage stellen. Es ist unverständlich, warum Premierminister Narendra Modi diese Tatsache sowie die Bedenken zahlreicher Experten einfach ignoriert, zumal er in seinem Wahlprogramm von 2014 versprach, die Partei würde keine Entscheidungen ohne vollständige wissenschaftliche Daten zu den Langzeitauswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen auf Boden, Erträge und menschliche Gesundheit treffen. Selbst führende Vertreter der BJP mahnen bei Gentech-Senf zur Vorsicht.

Indiens neuer Umweltminister wird über Gentech-Senf entscheiden
Nach dem plötzlichen Tod von Anil Dave wurde Dr. Harsh Vardhan zum neuen indischen Umweltminister. Zu seinen ersten Aufgaben wird es gehören, über die Zulassung der gentechnisch veränderten Senfsorte zu entscheiden.

Agrarwissenschaftliche Plattform nennt Gentech-Senf „gefährlichen wissenschaftlichen Betrug“
Sarson Satyagraha, eine breite Plattform von hunderten von Bauern-, Wissenschafts- und Verbraucherorganisationen, hat einen Brief an den neuen Umweltminister, Dr. Harsh Vardhan geschrieben. Darin heißt es unter anderem: „Die gentechnisch veränderte Senfsorte ist gänzlich abzulehnen. Sie ist ein gefährlicher wissenschaftlicher Betrug, der in der Öffentlichkeit aufrechterhalten wird – mit den Mitteln der Steuerzahler. Dies ist einfach inakzeptabel.“

Indien: Wird ein parlamentarischer Ausschuss die Zulassung von Gentech-Senf prüfen?
Ein vom Kongressführer Renuka Chowdhury geleiteter parlamentarischer Ausschuss wird voraussichtlich die kommerzielle Freigabe von Gentech-Senf prüfen, die von der GVO-Regulierungsbehörde GEAC erteilt wurde.

Indien: Scham wegen Schulden – hohe Kosten von Bt-Baumwolle treiben Bauern in den Selbstmord
Eine Studie zeigt, dass Bauern im indischen Bundesstaat Punjab kaum in der Lage sind, die steigenden Kosten für den Anbau von Bt-Baumwolle aufzubringen und erheblichen psychologischen Belastungen ausgesetzt sind. Wie die Forscher herausfanden, ist diese Situation einer der Hauptfaktoren, der für die hohen Selbstmordraten unter indischen Landwirten verantwortlich ist.

Mitglieder des EP gegen GV-Mais- und -Baumwollimporte
Mitglieder des Europäischen Parlaments sprachen sich gegen Pläne der EU-Kommission aus, Importe von Produkten zu genehmigen, in denen GV-Mais und -Baumwolle mit Herbizidtoleranz enthalten sind. Sie beriefen sich dabei vor allem auf die Bedenken seitens unabhängiger Forscher und einzelner Mitgliedsstaaten und wiederholten die Forderung des Parlaments nach einer gründlichen Überprüfung und Überarbeitung der Genehmigungsverfahren für Gentech-Produkte in der EU. Außerdem wurde eine Resolution gegen die Vermarktung von Produkten verabschiedet, die die Maissorte DAS-40278-9 enthalten. Die Resolution beruft sich auf die Risiken für die Embryonalentwicklung und den Hormonhaushalt, die mit der Verwendung des 2,4-D-Unkrautvernichtungsmittels einhergehen – ein Herbizid, gegen das die Sorte tolerant ist.

Experte: Glyphosat-Bewertungen der EFSA und ECHA weisen wissenschaftliche Mängel auf
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) haben in ihren Gutachten zu den Krebsrisiken von Glyphosat mehrere relevante Forschungsergebnisse übersehen. Hierzu gehören acht Fälle in von der Industrie gesponserten Studien an Nagetieren, in denen die Glyphosat-Exposition zu erhöhten Tumorraten führte. Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam seiner Aufgabe nur unzureichend nach: In seinem ursprünglichen Bericht, der in das europäische Glyphosatgutachten einging, erwähnte das Institut nur 20% aller Tumorfunde. Dies brachte eine Analyse von Dr. Portier zutage – ein führender Experte für Umwelthygiene und Krebsrisikobewertung. Der Wissenschaftler hat unter anderem auch die Glyphosat-Expertengruppe der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einer Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation, als Sachverständiger beraten. 2015 kam das IARC zu dem Schluss, dass Glyphosat wahrscheinlich für Menschen krebserregend ist. Dr. Portier verlangt nun eine Untersuchung, bevor die EU beginnt, Entscheidungen zu Glyphosat zu treffen.

Neue Vorschriften: Schweden wirft Essig und Glyphosat in einen Topf
Schweden hat seine Herbizid-Vorschriften verschärft, was zu begrüßen ist. Die Behörden des Landes haben jedoch nicht nur gefährliche Chemikalien wie Glyphosat ins Visier genommen. So haben sie beispielsweise auch die Verwendung von Essigsäure (deren verdünnte Form allgemein als Essig bekannt ist) als Unkrautvernichtungsmittel durch Privatpersonen verboten. Ob ein solches Verbot einer eher harmlosen Substanz sinnvoll ist, sei dahingestellt.

Illegaler GV-Mais in Bolivien gefunden
In dem bolivianischen Ort Charagua wurde vor kurzem gentechnisch veränderter Roundup-Ready-Mais entdeckt. Der Anbau der Sorte ist jedoch in dem Andenland, das sich durch eine hohe genetische Vielfalt bei Mais auszeichnet, gesetzlich verboten. Bolivianische Nichtregierungsorganisationen verlangen nach internationalen Maßnahmen.

2016: GV-Anbau stagniert
Laut dem neuesten Bericht der ISAAA (einer Lobbyorganisation der Gentechnikindustrie) stieg der weltweite GVO-Anbau 2016 um 3%, nachdem er 2015 zurückgegangen war. Angesichts dieser Zahlen hat die Branche nicht viel zu jubeln, zumal China seine GVO-Anbauflächen um 24% reduziert hat und einige Länder den GVO-Anbau gänzlich aufgegeben haben.

Mato Grosso: Gentechnikfreie Soja feiert Comeback
In Brasiliens zweitgrößter Anbauregion für gentechnisch veränderte Sojabohnen gewinnt eine Bewegung an Terrain, die wieder stärker auf gentechnikfreie Sojasorten setzen will.

Kanada: Parlament stimmt gegen GVO-Kennzeichnungspflicht
Das Canadian Biotechnology Action Network und Vigilance OGM haben ihre tiefe Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass Parlamentsmitglieder gegen ein sogenanntes Private Member’s Bill (eine durch einzelne Abgeordnete eingebrachten Gesetzesinitiative) gestimmt haben, das eine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel vorsah. Als Reaktion auf diese Entscheidung haben die beiden Verbraucherschutzorganisationen die Einzelhandelsketten dazu aufgerufen, die vor kurzem zugelassenen gentechnisch veränderten Fisch-, Apfel- und Kartoffelsorten aus ihrem Sortiment auszuschließen.

Kanada: Gentech-Kartoffel vorerst gestoppt
Der Marketing- und Kommunikationsleiter des kanadischen Agrarunternehmens Simplot hat mitgeteilt, dass das Unternehmen auf den kommerziellen Anbau seiner Innate-Kartoffel in Kanada verzichten werde, bis ausreichend Nachfrage nach der Sorte vorhanden sei.

Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Glyphosat und Rückgang der Monarchfalter-Population
Eine kürzlich veröffentlichte, einem Peer-Review unterzogene Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die großflächige Anwendung des Herbizids Glyphosat im Mittleren Westen der USA mit einem Rückgang der Monarchfalter-Population in den betreffenden Gebieten einhergeht.

GVO zur Krebsbekämpfung: gefährliches Wunschdenken
Ein im Agrarmagazin AgWeb veröffentlichter Artikel mit der Überschrift „New GMO to reduce cases of liver cancer“ weckt hohe Erwartungen: Dank der Gentechnik könne es schon bald möglich sein, die Leberkrebsraten weltweit deutlich zu senken. Im Zentrum stehen dabei Forschungen zu einem Schimmelpilz der Gattung Aspergillus, der häufig Maiskörner und andere Lebensmittel befällt. Diesen Pilz wollen Gentechniker mit Hilfe der sogenannten RNAi-Technologie (Gen-Stillegung) so verändern, dass er keine krebserregenden Aflatoxine mehr produziert. Die Technologie ist jedoch ebenso unnötig wie riskant: Bereits seit dem Jahr 2010 sind konventionelle Maissorten verfügbar und in der Praxis erprobt, die gegen den Pilz resistent sind. Darüber hinaus besteht bei Tieren und Menschen, die die gentechnisch veränderte Pflanze verzehren, die Gefahr, dass die Expression von Nicht-Zielgenen unterdrückt wird. Dies könnte unbeabsichtigte und potenziell katastrophale Folgen haben.

Monsanto setzt auf Gene Editing
Monsanto hat eine Reihe von Lizenzvereinbarungen unterzeichnet, um die sogenannte „Gene Editing“-Technologie als Ergänzung zu seinen bestehenden Züchtungsmethoden zu nutzen.

Europäisches Patentamt will Verbote gegen Patente auf Pflanzen und Tiere ausweiten
Nach mehr als zehn Jahre andauernden Protesten von zivilgesellschaftlichen Gruppen wird der Verwaltungsrat des Europäischen Patentamts (EPO) nächsten Monat zusammenkommen, um Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere zu verbieten.

Basel: 2.000 Menschen protestieren gegen Monsanto und Syngenta
In der schweizerischen Stadt Basel, dem Standort des Chemiegiganten Syngenta, fand am 20. Mai 2017 der dritte March Against Monsanto and Syngenta statt. 2.000 Menschen demonstrierten gegen toxische Pestizide, GVO und Patente auf Saatgut. Sie forderten eine ökologische und vielfältige Landwirtschaft, die in erster Linie der Lebensmittelsicherheit und nicht den Profiten der Konzerne dient.

GV-Motten im US-Bundesstaat New York?
Die Cornell University hat eine Zulassung beantragt, um den weltweit ersten Feldversuch mit gentechnisch veränderten Kohlmotten durchzuführen. In das Genom des Insekts wurde ein Letalitätsgen eingebaut. Es soll bewirken, dass die Weibchen schon im Larvenstadium absterben. Durch die Technik soll die Population des Schädlings erheblich reduziert werden. Die Zeitspanne für öffentliche Kommentare beim US-Landwirtschaftsministerium ist jetzt zu Ende, aber bitte informiere deine Bekannten über das Vorhaben.

LOBBYWATCH

Hat ein ehemaliger EPA-Mitarbeiter den EFSA-Bericht zu Glyphosat beeinflusst?
Der Toxikologe Dr. Peter Clausing trat vor kurzem mit einer brisanten Enthüllung an die Öffentlichkeit: Er warf der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vor, bei ihrer Glyphosatüberprüfung eine zentrale Studie nur deshalb ausgeschlossen zu haben, weil ein ehemaliger Vertreter der US-Umweltbehörde EPA diese bemängelte. Der betreffende EPA-Mitarbeiter, Jess Rowland, muss sich derzeit in den USA vor Gericht verantworten. Das Verfahren wurde von Krebspatienten angestrengt, die glauben, dass ihre Krankheit durch Roundup ausgelöst wurde. Basierend auf internen Dokumenten von Monsanto, die im Gerichtsverfahren zugänglich wurden, wird Rowland angeklagt, mit Monsanto zusammengearbeitet zu haben, um die Einstufung von Glyphosat als gesundheitlich unbedenklich durchzusetzen. In Bezug auf die fragliche Studie, die von der EU verworfen wurde, behauptete Rowland, die vermeintliche Karzinogenität von Glyphosat sei in Wirklichkeit auf Virusinfektionen zurückzuführen, weshalb die Studie invalide sei. Er gibt jedoch nicht die geringsten Belege für diese Behauptungen. Über den Vorfall ist auch in der britischen Tageszeitung The Guardian berichtet worden.

Europaparlament: Sozialdemokratische Fraktion geschlossen gegen Glyphosat-Zulassung
Angehörige der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament haben einstimmig ihre Ablehnung der von der EU-Kommission verkündeten Pläne wiederholt, Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen. Als Grund führen sie die mangelnde Transparenz im Bewertungsverfahren der EU-Behörden an. Die Abgeordneten wiesen insbesondere darauf hin, dass sich die Behörden bei ihrer Entscheidung größtenteils auf unveröffentlichte wissenschaftliche Daten stützen, die direkt von der Industrie bereitgestellt wurden, oder auf von der Industrie finanzierten wissenschaftlichen Studien.

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