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Dieser Monatsrückblick ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Das englische Original befindet sich hier. Details zu unserem ehrenamtlichen Übersetzerteam finden sich hier.

Anbaufläche für gentechnisch veränderte Pflanzen geht 2015 zurück
Seit die Technologie 1996 breit kommerziell nutzbar gemacht wurde, haben Bauern weltweit ihre Nutzung von gv Pflanzen kontinuierlich und drastisch gesteigert. Das hat sich nun geändert. Laut der industriegestützten Gesellschaft ISAAA verringerte sich 2015 zum ersten Mal die Anbaufläche für Gentech-Pflanzen.

Studie: Monarchfalter könnte aussterben
Laut einer neuen Studie besteht für die US-amerikanische Monarchfalterpopulation „eine erhebliche Gefahr der Quasi-Ausrottung, mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 11-57 Prozent in den nächsten 20 Jahren“. Die Studie zitiert die gut dokumentierte Tatsache, dass die Verwendung von pflanzenschutzmittelresistentem gv Mais und Sojabohnen ein Hauptgrund für die Abnahme der Monarchenpopulation ist. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmittel hat die Seidenpflanze ausgerottet, die Futterquelle der Monarchfalterlarven. Und entgegen einiger jüngster Berichte befindet sich die Monarchfalterpopulation auch nicht auf dem Weg der Besserung, so das Center for Food Safety.

Indien drängt Monsanto dazu, Abstriche bei den gv Baumwoll-Konzessionen in Kauf zu nehmen oder den Absatzmarkt zu verlassen
Indien ließ verlautbaren, Monsanto stünde es frei, den indischen Markt zu verlassen und damit seine 90 Prozent Marktanteil zu verlieren, sollte es die von der Regierung verordneten Einschnitte bei Preisen und Konzessionen für gentechnisch veränderte Baumwollsamen nicht akzeptieren wollen. Eine Tochtergesellschaft der RSS (Rashtriya Swayamsevak Sangh, „Nationale Freiwilligenorganisation“) verlangt von der Regierung, sicherzustellen, dass Monsanto sich nicht aus Indien zurückzieht, ohne die Bauern entschädigt zu haben, die unter seinen „falschen Taten“ gelitten haben.

Ende der Fahnenstange für Bt. Baumwolle in Indien?
Infolge der Verwüstung der indischen gv Bt. Baumwollernte durch die Baumwollmottenplage wagt die Bharatiya Kisan Sangh (BKS), eine indischen Bauerngewerkschaft mit fast 20 Millionen Mitgliedern, einen bedeutenden Vorstoß. Die Organisation, die indirekte Verbindungen zur Modi-Regierung hat, setzt sich für eine Abkehr von gv Pflanzen und eine Hinwendung zu nachhaltiger und ökologischer Produktion ein.

Pakistan: Experten zweifeln an Marktzulassung für gv Mais und Baumwolle
Die pakistanische Regierung hat über 100 Sorten von gv Mais und Baumwolle zur Feldtestung und Kommerzialisierung zugelassen, eine Entscheidung, die Agrarexperten Sorgen bereitet.

China: erhebliche Ausweitung des GVO-Anbaus
China plant in den nächsten Jahren eine erhebliche Ausweitung des GVO-Anbaus. Dies steht im Einklang mit der jüngsten Bekanntgabe, dass der Saatguthersteller Syngenta von einem staatlichen chinesischen Unternehmen übernommen wird.

Burkina Faso fordert von Monsanto 84 Millionen Dollar Schadenersatz wegen GV-Baumwolle
Die Vereinigung der Baumwollproduzenten in Burkina Faso verlangt von Monsanto 48,3 Milliarden CFA-Francs (rund 75 Millionen Euro) Schadenersatz, da die gentechnisch veränderte Baumwolle zu einem Qualitätsverlust geführt habe. Das Land will schrittweise aus dem Anbau der von Monsanto entwickelten gv Sorte aussteigen, da die Bauern unzufrieden mit der kurzen Faserlänge sind.

Europäisches Parlament stimmt für Glyphosat-Neuzulassung
Das Europäische Parlament hat grünes Licht für die Zulassung des umstrittenen Herbizids Glyphosat für weitere sieben Jahre erteilt. Ursprünglich hatte die Europäische Kommission eine Verlängerung um 15 Jahre vorgeschlagen. Die GUE/NGL-Fraktion hatte dagegen ein totales Verbot der Chemikalie verlangt. Das Parlament will jedoch immerhin den Einsatz von Glyphosat deutlich einschränken und das Herbizid beispielsweise in öffentlichen Parks und auf Spielplätzen verbieten. Die Health and Environment Alliance (HEAL) befürwortet eine solche Maßnahme, betont jedoch, dass sie nicht ausreichet, um die Bevölkerung vollständig zu schützen. Bei der Abstimmung setzte sich das Parlament über die Warnung seines Umweltausschusses (ENVI) hinweg, der „ernste Bedenken“ über Gesundheitsrisiken von Glyphosat äußerte und ein Verbot forderte.

Zwei Drittel der Europäer sprechen sich für ein Glyphosat-Verbot aus
Zwei Drittel der Europäer sind für ein Verbot von Glyphosat, die meistverwendete Agrochemikalie in der Geschichte der Landwirtschaft.

Italienisches Ramazzini-Institut will Sicherheit von Glyphosat untersuchen
Das italienische Ramazzini-Institut plant eine neue Forschungsstudie mit realistischen Dosen, die wichtige neue Erkenntnisse in der Debatte über die Krebsrisiken von Glyphosat liefern soll. Die Forscher haben die Öffentlichkeit aufgefordert, sich an der Finanzierung des Projekts zu beteiligen.

Der Pestizidausschuss der WHO wird gegensätzliche Meinungen über die Sicherheit von Glyphosat prüfen
Der für die Bewertung von Pestizidrückständen zuständige gemeinsame Sachverständigenausschuss der Welternährungsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sich vom 9.–13. Mai mit den Krebsrisiken von Glyphosat befassen. Der Ausschuss besteht jedoch teilweise aus Personen, die wegen ihrer Verbindungen zur Industrie in einem Interessenkonflikt stehen.

Studie: Belastung mit dem Herbizid Glyphosat führt bei Sonnenbestrahlung zu erhöhtem Hautkrebsrisiko
Eine neue Studie zeigt, dass Menschen die aufgrund ihrer Arbeitstätigkeit dem Herbizid Glyphosat ausgesetzt sind, eher eine aggressive Form von Hautkrebs (kutanes Melanom) bekommen. Wenn die Personen sowohl Pestiziden als auch der Sonne ausgesetzt waren, stieg das Risiko weiter an.

Spanische Städte und Regionen beschließen Glyphosat in öffentlichen Räumen zu verbieten
Eine Reihe von Städten und Regionen in Spanien haben beschlossen, Glyphosat in öffentlichen Räumen zu verbieten.

Frankreich wird verschiedene Glyphosat-haltige Herbizide wegen Gesundheitsbedenken verbieten
Die Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz in Frankreich ist bereit Unkrautvernichtungsmittel, die eine Kombination der Inhaltsstoffe Glyphosat und Tallowamin enthalten, aufgrund von Gesundheitsbedenken zu verbieten.

Die britische Supermarktkette Waitrose nimmt RoundUp nach Kundenprotesten aus dem Verkauf
Eine Care2 Petition, die von über 90.000 Personen unterzeichnet wurde, hatte zum Ergebnis, dass RoundUp im gesamten Vereinigten Königreich aus den Waitrose Regalen entfernt wurde.

Monsanto nahe Studie findet keine Spuren von Monsantos Herbizid Glyphosat in Muttermilch
Eine mit Monsanto in enger Verbindung stehende Studie findet keine Spuren von Monsantos Herbizid Glyphosat in Muttermilch und widerspricht damit anderen Studien, die Rückstände von Glyphosat gefunden hatten. Die von Monsanto verwendete Methode warf allerdings einige Fragen auf.

Gentech-Luzerne in Kanada im Verkauf
In einer übereilten Aktion hat die Firma Forage Genetics International im Osten von Kanada eine begrenzte Menge an Saatgut für Gentech-Luzerne verkauft – genug um daraus bis zu 5000 Morgen (ca. 2025 ha) Luzerneheu zu produzieren. Der Bauernverband Kanada (National Farmers Union) hat verlangt den Verkauf zu stoppen.

Versuch der Industrie, die Etikettierung von Gentech-Lebensmitteln zu blockieren, scheitert im US Senat
Die Entscheidung des Senats, sich auf die Seite des Rechts zu stellen und den Gesetzesentwurf von Senator Pat Roberts abzulehnen, ist ein wichtiger (wenn auch wahrscheinlich nicht endgültiger) Sieg für die US-Bürger.  Der Gesetzesentwurf wird treffend als “Denying Americans the Right to Know (DARK)” (Amerikaner haben kein Recht zu wissen) bezeichnet. Er hätte Bundestaaten daran gehindert, eine Etikettierungspflicht für Gentech-Lebensmittel einzuführen und hätte auch alle im Verabschiedungsprozess befindlichen Gesetzesvorhaben zur Einführung einer Etikettierungspflicht gestoppt.

USA: GVO-Kennzeichnung explodiert
Im Zuge einer enormen Siegesserie für US-VerbraucherInnen werden General Mills, Mars und Kellogs anfangen, im ganzen Land Produkte zu etikettieren, die Gentech-Inhaltsstoffe enthalten, nachdem der Kongress daran scheiterte, ein nationales Kennzeichnungsgesetz zu erreichen. Campbell Soup kündigte im Januar an, dass es beginnen würde, Produkte mit Gentech-Inhalt zu kennzeichnen.

TTIP: Konzerne und USA haben zentralen Einfluss auf EU-Handelsabkommen enthüllt ein Leak
Die Europäische Kommission wird verpflichtet sein, mit den US-Behörden zu beraten bevor sie neue Gesetzesvorschläge verabschiedet, besagt ein Teil des TTIP-Handelsabkommen, wie ein geleaktes Dokument enthüllt.

Richtlinie zu Handelsgeheimnissen schafft übermäßige Geheimhaltung und muss zurückgewiesen werden
Die vorgeschlagene EU-Gesetzgebung zum „Schutz von Handelsgeheimnissen“ stellt eine Gefahr für das Recht von EU-BürgerInnen dar, Informationen über Pestizide und andere Produkte zu erhalten.

Können die unerwünschten Nebeneffekte genetischer Bearbeitung zu fast nichts reduziert werden?
Eine Studie in der Fachzeitschrift „Nature“ schloss, dass die unerwünschten Nebeneffekte von CRISPR-Cas Genbearbeitung zu fast null reduziert werden können. Ist dies der „Heilige Gral“ von Gentechnik – eine Technik zur gentechnischen Veränderung, die wirklich präzise und vorhersagbar ist? Wissenschaftler kommentieren. [Deutsch: http://gmwatch.org/news/news-languages/nachrichten-in-deutsch/16902]

Massenexodus von NGOs aus französischem Hohen Rat für Biotechnologie wegen neuer GVO-Techniken
Ein Bericht von NGOs unterstellt, dass die französische Regierung und der Hohe Rat für Biotechnologie (High Council of Biotechnology, HCB) zusammen arbeiten, um Produkte aus neuen GVO-Techniken von der EU-Regulierung und Kennzeichnung für GVOs zu befreien. Die NGOs haben aus Protest den HCB verlassen.

UK: NGOs legen Widerspruch ein zu Feldversuchen mit Gentech-Saatgut
Eine Koalition aus Bauern, Wissenschaftlern, NGOs (darunter GMWatch) und Wohltätigkeitsorganisationen hat sich gebildet, um die Regierung aufzufordern, damit aufzuhören, dieses Frühjahr Gentech-Kartoffeln und Pflanzen anzubauen, die so gentechnisch verändert wurden, dass sie Omega-3 Öle produzieren, die sonst nur in Fisch vorkommen.

Tansania: Reis lässt Ertrag aus salzhaltigem Boden wachsen
Wissenschaftler in Tansania haben eine gentechfreie, ertragreiche und salzresistente Reissorte entwickelt, die Millionen von Bauern in ganz Afrika zugutekommen könnte.

US-Aktion: Sagt Nein zu Gentech-Moskitos in Florida Keys
Wenn es zu einer Zulassung kommt, könnten in Florida Keys zum ersten Mal in den USA Millionen von Gentech-Moskitos freigelassen werden. Menschen in den USA können der US-amerikanischen Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit (FDA) einen Brief schicken, in dem sie die Behörde auffordern, die Freilassung nicht zu genehmigen.

Die Rückkehr der Eugenik
Forscher mögen den Begriff nicht – aber sie eilen mit menschlicher genetischer Manipulation voraus, um „bessere“ Kinder zu schaffen und Großbritannien ist an der Spitze.

Mikrozephalie: Zika, Pestizide und Profite
Roberto Rovasio, ehemaliger Forschungsleiter bei Conicet, dem Hauptforschungsinstitut der argentinischen Regierung, hat einen Artikel veröffentlicht, der die Auffassung anficht, der Zika-Virus allein sei verantwortlich für die Mikrozephaliefälle in Brasilien und der erklärt, warum Pestizide einer von mehreren potentiellen Zusatzfaktoren sind.

LOBBYWATCH

GVO-Berichterstattung der BBC „fair und zutreffend“? Du entscheidest:
Es gibt keine Beweise für die von BBC Panorama aufgestellte Behauptung, Bt. Auberginen hätten eine Erfolgsrate von 90% in Bangladesch. Aber das hat den BBC Trust nicht davon abgehalten, alle Beschwerden gegen seinen monströs unehrlichen Bericht abzutun. Noch hat es den Jubel der GVO-Cheerleader gemindert.

USAID gibt 4,8 Mio. $ für Förderung von Gentech-Bt. Auberginen in Bangladesch, Philippinen
Die US-amerikanische Behörde für internationale Entwicklung (USAID) wirft 4,8 Millionen US-Dollar in das Projekt für insektentötende Gentech-Bt. Auberginen in Bangladesch und auf den Philippinen. Das Geld wird über die Cornell Universität an das Projekt gelangen, die die Markteinführung der Bt. Auberginen unterstützt. Dies geschieht, obwohl Berichte aus Bangladesch von einem kläglichen Scheitern der GV-Bt. Auberginenernten im zweiten Jahr in Folge sprechen.

Scientific American tut sich mit von Industrie gestütztem GMO Answers zusammen
Das geschätzte Magazin Scientific American hat sich mit einem von der Industrie unterstützten PR-Bemühen – GMO Answers – zusammengetan, wobei es sich um ein Projekt der PR-Firma Ketchum handelt. Die Partnerschaft wurde für eine Podiumsdiskussion gebildet, bei der Journalisten und Wissenschaftler über Wissenschaft in den Medien sprachen.

Professor Bruce Chassy gab Monsanto-Finanzierung nicht preis
Professor Bruce Chassy von der University of Illinois erhielt über zwei Jahre mehr als 57.000 US-Dollar von Monsanto, um über GVO zu schreiben, sprechen und dafür herumzureisen – inklusive Lobbyarbeit für einen Regulierungsstop bei Regierungsoffiziellen. Er verpasste es, seine finanzielle Beziehung mit dem Unternehmen offenzulegen.

Professor Sheldon Krimsky zu privaten Interessen, Ethik in der Wissenschaft
Sheldon Krimsky, Professor für Stadt- und Umweltpolitik und Planung (UEP) an der Tufts University, erkundet die Verbindung zwischen Industrie und wissenschaftlicher Forschung an Universitäten.